Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde by Niven Larry

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde by Niven Larry

Autor:Niven, Larry [Niven, Larry]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Jesus Pietro war außer sich vor Wut.

Er hatte eine Weile im Büro verbracht – dort war er am nützlichsten, das wußte er –, aber der Raum war ihm einfach zu eng gewesen. Jetzt stand er am Rand des Landefeldes und beobachtete, wie das letzte Stunneropfer fortgetragen wurde. Er trug ein kleines Handy am Gürtel, über das ihn seine Sekretärin und Major Jansen jederzeit erreichen konnten.

Jesus Pietro hatte nie zuvor einen Kolonisten gehaßt.

Für ihn gab es schlicht zwei verschiedene Arten von Menschen: Crewmitglieder und Kolonisten. Auf anderen Welten mochte das vielleicht nicht so sein, doch andere Welten hatten nichts mit Mount Lookitthat zu tun. Die Crew nahm die Rolle der weisen, wohlwollenden Herren ein – zumindest im Allgemeinen. Die Kolonisten waren dazu bestimmt, ihr Leben als Diener zu verbringen.

In beiden Gruppen gab es Ausnahmen. Es gab Crewmitglieder, die alles andere als weise waren, und die sich nicht im geringsten bemühten, wohlwollend zu sein – Männer und Frauen, die die Vorteile ihrer Welt genossen und die Verantwortung ignorierten. Gleichzeitig gab es Kolonisten, die die bestehende Ordnung umstoßen wollten, und andere, die es vorzogen, kriminell zu werden, anstatt zu dienen. Wenn er mit Crewmitgliedern in Kontakt kam, die er nicht bewunderte, behandelte Jesus Pietro sie dennoch mit dem Respekt, der ihnen zustand. Die unbotmäßigen Kolonisten jagte und bestrafte er.

Aber er haßte sie nicht; er haßte sie ebenso wenig, wie Matt Keller Minenwürmer haßte. Die abtrünnigen Kolonisten waren Teil seiner Arbeit; sie gehörten zu seinem Alltag. Sie verhielten sich so, weil sie eben Kolonisten waren, und Jesus Pietro studierte sie, wie ein Biologiestudent Bakterien studiert. Wenn sein Arbeitstag endete, endete auch sein Interesse an den Kolonisten, es sei denn, irgendetwas Ungewöhnliches war im Gange.

Nun war das vorbei. Mit ihrem Amoklauf durch das Hospital waren die Rebellen aus Jesus Pietros Alltag in sein Heim eingedrungen. Er hätte nicht wütender sein können, wenn sie sein Haus gestürmt, die Möbel zerschlagen, Diener und Putzer getötet und Salz auf die Teppiche gestreut hätten.

Das Handy summte. Jesus Pietro nahm es vom Gürtel und meldete sich. »Castro.«

»Jansen, Sir. Ich rufe aus dem Vivarium an.«

»Und?«

»Sechs Rebellen fehlen. Wollen Sie ihre Namen?«

Jesus Pietro schaute sich um. Die letzten bewußtlosen Kolonisten hatte man vor zehn Minuten entfernt. Mittlerweile trug man nur noch Mechaniker vom Landefeld.

»Sie müßten eigentlich alle haben. Haben sie in den Operationssälen nachgeschaut? Mindestens einen habe ich tot unter einem Schott gesehen.«

»Ich werde das nachprüfen, Sir.«

Auf dem Landefeld kehrte wieder Normalität ein. Die Rebellen hatten keine Zeit gehabt, es ebenso zu verwüsten wie die Gänge und den Erholungsraum der Elektriker. Jesus Pietro überlegte, ob er in sein Büro zurückkehren oder die Spur der Rebellen in den Erholungsraum zurückverfolgen sollte. Dann bemerkte er zwei Männer, die neben einem der Stellplätze erregt miteinander diskutierten. Er schlenderte zu ihnen hinüber.

»Du hattest kein Recht, Bessie rauszuschicken!« schrie einer von beiden. Er trug die Uniform eines Außendienstpolizisten, ein großer, dunkler Mann – das ideale Model für ein Werbeplakat.

»Ihr verdammten Kommandos glaubt wohl, euch gehören die Wagen«, erwiderte der Mechaniker in verächtlichem Tonfall.

Jesus Pietro lächelte. »Was gibt es hier für ein Problem?« fragte er.



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